Bild von Mia, 24, ADHS-Diagnose vor 9 Monaten

ADHS-SYMPTOME

ADHS ist eine komplexe Erkrankung, die sich individuell unterschiedlich zeigt und im Laufe des Lebens verändern kann. Früher als Kinderkrankheit betrachtet, weiß man heute, dass auch Erwachsene betroffen sind. Erwachsene mit ADHS haben oft mit Aufmerksamkeitsdefiziten, Ablenkbarkeit, Impulsivität und emotionaler Instabilität zu kämpfen, was ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann.

PZN: 20053263

Abbildung von ADHS im Überblick
Abbildung von ADHS im Überblick

ADHS IM ÜBERBLICK

ADHS ist eine vielschichtige Erkrankung, die sich individuell unterschiedlich zeigt und sich im Laufe des Lebens kontinuierlich wandelt. Während ADHS früher ausschließlich als Kinderkrankheit galt, ist inzwischen bekannt, dass auch Erwachsene betroffen sein können. Bei rund 2/3 der diagnostizierten Kinder bleiben die Symptome bis ins Erwachsenenalter bestehen,1,2 was für diese häufig starken Leidensdruck verursacht.3

Erwachsene mit ADHS haben oft Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeitsdefiziten, Ablenkbarkeit, Impulsivität und emotionaler Instabilität. Die Diagnose im Erwachsenenalter wird durch die Überlappung mit anderen psychiatrischen Störungen und erlernten Kompensationsstrategien erschwert.4

ADHS beeinflusst viele Lebensbereiche und kann einen enormen Einfluss auf die Lebensqualität haben. Erwachsene mit ADHS zeigten in Langzeitstudien einen niedrigeren Bildungsstand und verdienten weniger. Im sozialen Bereich treten häufig Konflikte im Beruf, in der Familie und im Freundeskreis auf.3

Die Prävalenz von ADHS bei Erwachsenen wird auf 2,5–5 % geschätzt,5,6 wobei eine hohe Dunkelziffer vermutet wird. Aufgrund der geschlechterspezifischen Unterschiede in der Symptomatik und dem zum Teil noch fehlenden Bewusstsein werden Mädchen häufig später diagnostiziert. Jungen zeigen tendenziell mehr Hyperaktivität  und Mädchen haben eher internalisierende Symptome. Dies führt dazu, dass mehr Jungen als Mädchen mit ADHS diagnostiziert werden, im Erwachsenenalter ist das Geschlechterverhältnis allerdings annähernd ausgeglichen.7

WAS SIND TYPISCHE SYMPTOME BEI ADHS?

Die Symptomatik der ADHS bei Erwachsenen umfasst hauptsächlich Aufmerksamkeitsdefizite und Impulsivität. Während die für Kinder typische Hyperaktivität weniger auffällig ist, bleibt sie oft bei Erwachsenen als innere Unruhe bestehen.3

ADHS-Symptome bei Erwachsenen gemäß DSM-5:3

Unaufmerksamkeit

  • Flüchtigkeitsfehler
  • Kurze Aufmerksamkeitsspanne
  • Desorganisation
  • Konzentrationsstörungen
  • Prokrastination
  • Vergesslichkeit
  • Reizfilterschwäche

Impulsivität

  • Höhere Risikobereitschaft
  • Vermehrtes Reden
  • Unterbrechen anderer
  • Schwierigkeiten, längere Zeit ruhig zu sitzen
  • „Zappeln“

Die ADHS-App ORIKO® adressiert viele „typische“ ADHS-Symptome in kurzen Wissenseinheiten und Skills-Trainingseinheiten, um den Betroffenen beim Umgang mit den alltäglichen Herausforderungen zu helfen.

Junge Frau im Gespräch mit einer Person, die ihr gegenübersitzt

Häufige Komorbiditäten bei Erwachsenen mit ADHS

In den meisten Fällen wird ADHS nicht isoliert diagnostiziert. Tatsächlich weisen etwa 80 % der Erwachsenen mit einer ADHS zusätzlich mindestens eine weitere Erkrankung auf.8-10

Im Erwachsenenalter sind die häufigsten Komorbiditäten von ADHS Suchterkrankungen, Depression und Angststörungen. Antisoziale Persönlichkeiten, die bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS sehr häufig auftreten, sind bei Erwachsenen deutlich seltener zu beobachten.3

Als Erwachsene neigen Personen mit ADHS mehr zu übermäßigem Alkoholkonsum und sind häufiger von Alkoholabhängigkeit betroffen. Bereits Jugendliche beginnen im Durchschnitt früher mit dem Rauchen und rauchen mehr als Gleichaltrige ohne ADHS.3

Depressionen sind oft schwierig von ADHS-Symptomen zu unterscheiden und treten häufig mit diesen zusammen auf.3

Als Folge von ADHS können Angststörungen schon im Kindesalter entstehen. Es wird aber auch eine gemeinsame Ursache diskutiert.3

DIE DREI SUBTYPEN VON ADHS

Das von der American Psychiatric Association (APA) herausgegebene DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen, 5. Auflage) klassifiziert drei Erscheinungsbilder der ADHS, da die Symptome von Person zu Person variieren.

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Überwiegend hyperaktiv-impulsives ADHS
Betroffene dieses Typs können Verhaltensweisen wie Zappeln, ständiges Reden und impulsives Handeln ohne nachzudenken zeigen. Dieser Subtyp wird auch als Hyperaktivitätsstörung bezeichnet.

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Überwiegend unaufmerksames ADHS 
Charakteristisch sind vor allem Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit und leichte Ablenkbarkeit. Dieser Subtyp wird auch als Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) bezeichnet.

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Kombinierte ADHS 
Dies ist der häufigste Subtyp, bei dem Betroffene sowohl Aufmerksamkeitsprobleme als auch Merkmale der Hyperaktivität zeigen können.

Grafik: Gewirr aus einer Linie, die im Zentrum das Wort ADHS bildet als Symbol für ADHS-Diagnose
Grafik: Gewirr aus einer Linie, die im Zentrum das Wort ADHS bildet als Symbol für ADHS-Diagnose

WIE WIRD ADHS DIAGNOSTIZIERT?3

Die Diagnosestellung von ADHS erfolgt nach den Kriterien des DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen, 5. Auflage) und/oder der ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision). Für die kassenärztliche Versorgung ist eine Codierung nach ICD-10 notwendig, die jedoch nur Kriterien für Kinder beinhaltet. Daher sollten für Erwachsene zusätzlich die DSM-5-Kriterien herangezogen werden. 

Die Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-5 verwenden unterschiedliche Begriffe zur Beschreibung von ADHS. In der ICD-10, herausgegeben von der Weltgesundheitsorganisation WHO, wird ADHS als „Hyperkinetische Störung” bezeichnet. Dafür müssen alle drei Kernsymptome (Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität) vorhanden sein (F90.0 „Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung“).

Zur Diagnose werden selbstberichtete Symptome aus klinischen Interviews, spezifische Fragebögen und Verhaltensbeobachtungen berücksichtigt. Bei einer Diagnose, die erst im Erwachsenenalter erfolgt, müssen dennoch bereits in der Kindheit Symptome aufgetreten sein. Die Diagnose erfordert das Vorliegen von mindestens moderaten funktionalen Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen (z. B. nicht nur in der Schule/bei der Arbeit und in der Familie). Treten die Symptome nur in einem Lebensbereich auf, kann dies auf andere psychische Störungen hinweisen, die differenzialdiagnostisch abgeklärt werden müssen. 

ORIKO® ist nicht nur eine App für Menschen mit ADHS, sondern sie kann auch bei der Diagnose unterstützen. ORIKO® kann frei zugänglich im App-Store oder dem Google Play Store heruntergeladen werden und auch ohne Freischaltcode können bestimmte Funktionen genutzt werden, dazu gehören ein digitaler ADHS-Test und Unterstützung bei der Suchen nach ADHS-Spezialist:innen. 

Referenzen
  1. Faraone SV et al. Psychol Med 2006;36(2):159–165.
  2. Fayyad J et al.  Atten Defic Hyperact Disord 2017;9(1):47–65.
  3. S3-Leitlinie „ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen“, 2018; AWMF Registernummer 028-045; https://register.awmf.org/assets/guidelines/028-045l_S3_ADHS_2018-06-abgelaufen.pdf (letzter Zugriff: November2024).
  4. Barkley RA, Brown TE. CNS Spectr 2008;13(11):977–984.
  5. Sayal K et al. Lancet Psychiatry 2018;5(2):175–186.
  6. Young S et al. BMC Psychiatry 2020;20(1):404.
  7. Attoe DE, Climie AE. J Atten Disord 2023;27(7):645–657.
  8. Aslan B et al. J NeurolNeurochir Psychiatr 2023;24(4):121–132.
  9. Katzmann MA et al. BMC Psychiatry 2017; 17(1):302.
  10. Kessler RC et al. Am J Psychiatry 2006; 163(4): 716–723.
C-APROM/DE/NS/0126